Möglichst Schiller : ein Lesebuch

Engelmann, Christiana, 2004
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Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-423-62196-0
Verfasser Engelmann, Christiana Wikipedia
Verfasser Kaiser, Claudia Wikipedia
Beteiligte Personen Schössow, Peter [Ill.] Wikipedia
Systematik PL.G - Literaturgeschichte
Schlagworte Biographie, Interpretation, Literaturgeschichte, Schiller, Friedrich
Verlag Dt. Taschenbuch-Verl.
Ort München
Jahr 2004
Umfang 376 S. : Ill.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Christiana Engelmann ; Claudia Kaiser. Ill. von Peter Schössow
Annotation Auf der Frankfurter Buchmesse dominierte Friedrich Schiller als überlebensgroßer, attraktiv ausschauender und leidenschaftlich dreinblickender Pappkamerad den dtv-Stand. Ein Klassiker als Literaturstar von heute. Zum 200. Todestag 2005 erscheinen Biographien aller Orten, einige davon wenden sich speziell an junge Leser und wollen zeigen, dass noch heute was dran ist an den Dramen und Balladen des ewig kranken Vielschreibers. Das gelingt mehr oder weniger. Vorneweg (oder eigentlich hinten dran) gibt es ein gemeinsames Manko der drei Biographien, die jetzt bei dtv, Hanser und Beltz & Gelberg erschienen sind: Überall fehlen Register. Das schmälert den praktischen Nutzen, denn wenn Jugendliche im Unterricht ein bestimmtes Stück behandeln und darüber etwas nachlesen wollen, müssen sie unter Umständen lange suchen. Bei dtv und Beltz & Gelberg gibt es wenigstens eine Zeittafel für den schnellen Überblick, eine Bibliographie und eine (identische) Karte von Schillers Wohnorten, bei der im Hanser Verlag erschienenen Biographie noch nicht einmal das. Sie, die von Manfred Mai geschrieben wurde, schneidet im Vergleich am schlechtesten ab. Mai beginnt nach einer kurzen, aber spannenden Beschreibung von Schillers Tod im Alter von 45 Jahren und seiner Beerdigung in einem Massengrab einfach von vorn, bei Schillers Vater, und erzählt chronologisch, bis er wieder bei Schillers Tod angekommen ist. Das ist das gängige Verfahren, aber Leben und Werk des zum Adeligen erhobenen Familienvaters erscheinen in dieser Darstellung eher glatt und widerspruchslos, wesentliche Aspekte zeichnen sich nur schwach ab. Konventionell bleibt Mai auch sprachlich, wobei manche Allgemeinplätze nichts zur Erhellung eines Lebens beitragen und keinen Jugendlichen (Erwachsenen wohl auch nicht) vom Hocker reißen dürften: "Die Wege des Herrn sind unergründlich - oder: Zufälle gibt's, man glaubt es nicht." Zwischen Mais Ausführungen stehen seitenlange (man möchte fast schreiben: ellenlange) Auszüge aus Schillers Dramen und Briefen, während die Auslegung eher knapp ausfällt. Auch über die Wirkungsgeschichte erfährt man nichts. Sprachlich lebendiger und mutiger im Zugriff ist Christiana Engelmanns und Claudia Kaisers bei dtv erschienene Biographie. Anschaulich erläutern die Autorinnen Schillers Werke unter verschiedenen Aspekten, die den Interessen Jugendlicher entgegenkommen: Freundschaft, Familie (Vater-Sohn-Verhältnis), Selbstfindung, Rolle der Frau. Der Verzicht auf Chronologie zieht zwar manche Wiederholung und manche Lücke nach sich, aber die klare, lehrreiche und mit Ironie gewürzte Darstellung wiegt das mehr als auf. Das Autorinnenteam weckt Interesse an den aus heutiger Sicht in ihrem überschwänglichen Pathos oft schwer verständlichen Dramen und Briefen. Weiterer Pluspunkt sind die freundlich karikierenden Illustrationen Peter Schössows zur Einleitung jeden Kapitels (besonders gelungen: die Schiller-Büste auf dem Fernseher zum Kapitel über die Wirkungsgeschichte). Das ist mal was anderes als zeitgenössische Porträts und Zeichnungen und stellt den Bezug zur Gegenwart her, ohne dem Gegenstand Gewalt anzutun. Negativ fallen die briefmarkenkleinen Abbildungen von Handschriften auf, die so bestenfalls dokumentarischen Wert haben. Die dritte Biographie im Bunde und zugleich die anspruchvollste ist von Harald Gerlach. Sie überzeugt einerseits durch stilistische Brillanz, andererseits durch ebenso gründliches wie kritisches Quellenstudium. Gerlach hat mit Hilfe eines Stipendiums der Schillergesellschaft im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar geforscht. Offen bleibt, ob die Biographie des 2001 verstorbenen Schriftstellers tatsächlich speziell für Jugendliche geschrieben worden ist. In seinem "Geleitwort" begründet ein Professor der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, dass sich das Buch deshalb für ein "vornehmlich jugendliches Publikum empfiehlt", weil es mit "frischer, ungezügelter Leidenschaft" geschrieben sei. Das trifft für das Geleitwort weniger zu, aber wenn man zum ersten Kapitel kommt und sich ein wenig eingelesen hat, ist Gerlachs kritisches und reflektiertes Hinterfragen bisheriger Deutungen tatsächlich sehr erfrischend. Gerlach deckt Widersprüche auf und lässt sie bestehen. Er langweilt nicht mit langen Auszügen aus Schillers Werk, sondern beschränkt sich auf kurze Zitate und optisch abgesetzte Inhaltsangaben. Und ganz nebenbei lernt man von ihm auch noch einiges über das Schreiben von Biographien. *ag* Christina Rademacher

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