Der Rabe ist Acht

Antelmann, Corinna, 2014
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Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-944572-05-5
Verfasser Antelmann, Corinna Wikipedia
Systematik JO - Literatur Oberstufe
Schlagworte Schule, Mädchen, Gewalt, Aggression, Erwachsenwerden, 5. Klasse, 6. Klasse, 7. Klasse, Amoklauf, Burschen
Verlag mixtvision
Ort München
Jahr 2014
Umfang 220 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Corinna Antelmann
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Reinhard Ehgartner;
Am 24. April 2013 wurde die in Bremen geborene und in Linz lebende Corinna Antelmann mit dem Frau Ava-Literaturpreis ausgezeichnet. Ein Jahr später ist ihr damaliger Preistext unter dem Titel "Der Rabe ist Acht" bei mixtvision erschienen: Die Noten sind ausgezeichnet, die Lehrer zufrieden, die Mutter stolz. Ein Vorzeigekind - Maja funktioniert. Dass sich hinter der Oberfläche Auflehnung und Aggression gefährlich stauen, erfahren wir aus der erzählenden Perspektive des Mädchens und lesen es an den gegen die Wand knallenden Milchflaschen im Kellerraum der Schule. Unbeobachtet beginnt das so brave Bienchen gefährlich seinen Stachel zu zeigen.
Auf der anderen Seite steht Klebe, magischen Weltinterpretationen nachhängend, originell und allseits angehimmelt. Doch hinter dem Gestus des scheints so Souveränen stößt man auf eine tiefe Verunsicherung. Die Versuche, die Welt zahlenmagisch zu interpretieren, sind mehr als ein originelles Spiel, er beginnt sich in den eigenen Theorien zu verfangen. Da ist sein Bemühen, einen verletzten Raben wieder zu heilen, da ist aber auch die Vorstellung, dass sechs Lehrer sterben müssen, um diese Welt zu verändern. Diese abstruse Idee wird immer mehr zu einem inneren Handlungsauftrag.
Maja und Klebe, verletzlich und verletzend, zwei wie Tag und Nacht, die sich abstoßen und anziehen. Vor allem aber zwei, die sich suchen und sich dabei in eine sich gefährlich zuspitzende Geschichte verfangen.
Mit der jugendlichen Perspektive auf die Brüche in der eigenen Persönlichkeit, der tiefen Ablehnung einer verlogenen Erwachsenenwelt und dem verunsicherten Aufbruch in etwas Neues begibt sich Corinna Antelmann in das vertraute Gelände des Adoleszenzromans. Was bei Büchern aus dieser Gattung aber sehr häufig in monoton anklagender Larmoyanz versinkt, führt bei ihr durch die gleichwertige Positionierung von zwei Hauptfiguren in ein überaus spannendes Geschehen. Der Wechsel in der Erzählperspektive gibt einzelnen Szenen unterschiedliche Deutungsebenen, stellt der Selbstwahrnehmung der Figuren jeweils eine zweite Lesart entgegen und fordert die LeserInnen auf, daraus ein drittes und eigenes Bild zu entwerfen.
Dieses Anspielen unterschiedlicher Deutungsebenen ist einer der Gründe, wieso sich dieses Buch so ausgezeichnet für spannende Auseinandersetzungen und Diskussionen eignet. Bei Lesungen mit Schulklassen finden Jugendliche sehr rasch Anknüpfungspunkte zu eigenen Lebenssituationen und Befindlichkeiten und erleben Literatur als Probegelände differenzierter Wahrnehmungen. Dass die Autorin aus einer präzisen, pointierten, bisweilen bissig-witzigen Sprache heraus ihre Grundmotive durchkomponiert, dürfte mit ein Grund sein, dass das Buch im Mai 2014 zu den "Besten7" im Deutschlandfunk gekürt wurde.
"Ich denke nicht in Sprache"
Im Gespräch erläutert Corinna Antelmann ihre Herangehensweise an ein Projekt. Schreiben ist für sie kein Vorwärtstasten in Anläufen, kein Probieren und Verwerfen einzelner Szenen und kein nachträgliches Umstellen von ganzen Kapiteln. Am Anfang steht bei ihr immer die Arbeit an einer Idee und der entsprechenden Konstruktion der Geschichte. Diese Arbeit erfolgt in Bildern und Plänen und nicht in Sprache. Ist dieses Konzept gefunden und in seiner Statik und Wirkung geprüft, folgt in Phase zwei die sprachliche Ausführung.
In der Konsequenz dieser Vorgangsweise erkennt man die Arbeitsweise der erfahrenen Drehbuchautorin, die an der Fachhochschule Salzburg Storytelling unterrichtet und hierbei die Entwicklung schlüssiger Konzepte in den Vordergrund rückt. Dass man im spannenden Lesegeschehen von "Der Rabe ist Acht" diese Konstruktion mit ihrer dichten Motivverschränkung bei der Lektüre möglicherweise gar nicht wahrnimmt, darf als Qualitätskriterium gedeutet werden. Corinna Antelmann hat ihre eigenen Ideen und einen eigenen Ton in die Literatur eingebracht. Man darf weiter mit ihr rechnen.

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