Ein Vandale ist kein Hunne : Roman

Brandstetter, Alois, 2007
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7017-1480-3
Verfasser BRANDSTETTER, Alois Wikipedia
Systematik D - Deutsche Literatur
Schlagworte Österreich: Literatur, Graffiti, Monolog
Verlag Residenz Verl.
Ort St. Pölten
Jahr 2007
Umfang 207 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Alois Brandstetter
Annotation Versuch, die Beweggründe der Sprayer sowie die Rezeption ihrer Werke zu ergründen. (DR) Leere Flächen, insbesondere frisch verputzte Fassaden, lösen bei manchen Zeitgenossen den schier unwiderstehlichen Drang aus, zur Spraydose zu greifen und "Zeichen zu setzen". Diese "Zeichen an der Wand" ergrimmen nicht wenige Bürger, vor allem natürlich die Besitzer der jeweiligen Immobilien. Alois Brandstetter wandert durch die Klagenfurter Innenstadt und sinniert über den an zahlreichen Fassaden gesprayten Schriftzug "Korks". Immer tiefer versenkt sich der Autor in die Welt der Sprayer. Keineswegs werden sie vorschnell als Vandalen gebrandmarkt, sondern es wird mit allen Mitteln, die einem gebildeten Professor zu Gebote stehen, versucht, sich in ihre eigenartige, möglicherweise nicht unoriginelle Psyche einzufühlen. Er denkt an die romantischen Verliebten, die ihre Namen und Herzen in alle möglichen Bänke und Rinden ritzten und er denkt an Josef Kyselak, den Stammvater aller Graffitikünstler. Dieser litt unter einem so heftigen Verewigungsdrang, dass er, als er vom "guten Kaiser Franz" in einer Sonderaudienz ermahnt wurde, von seinem Tun abzulassen, bereits flugs seinen Namenszug in das Stehpult des Kaisers geritzt hatte. Man sieht also, das Phänomen ist nicht neu. Erstaunlich (und äußerst amüsant) ist, was Brandstetter ausgehend von den Sprayern des 21. Jahrhunderts so alles in den Sinn kommt - seine Ausritte in die Kulturgeschichte sind eine herrliche tour de force. Eine unwiderstehliche Komik entsteht durch die gewissenhafte Bedächtigkeit, mit der der Autor freundlich, wenn auch etwas resigniert, in Gedanken mit "seinem" Sprayer Korks Zwiesprache hält und souverän das Vokabular der Szene benützt. Nach Beendigung der Lektüre ist man ganz schön informiert, man weiß Bescheid über Tags, Style, Burnings, Train-Bombing und vieles mehr, vor allem aber hat man ein Lesevergnügen sondergleichen genossen. Es handelt sich um eines jener raren Bücher, die Humor auf höchstem Niveau bieten. Nicht ganz einsichtig ist, warum der Verlag diese Betrachtungen als Roman bezeichnet. Sollte dies aus Gründen der (vermeintlich) besseren Vermarktung geschehen sein, ist dem Verlag größeres Vertrauen in die Strahlkraft dieses wunderbaren Autors zu wünschen. *bn* Ingrid Kainzner

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